Die klinische Diagnose

„When there is no gold, clinicians engage in alchemy. That alchemy is the clinical diagnosis.“ Dhaliwal, JAMA Intern Med 2020

…diese grosse Metaanalyse von van der Geest et al. untersuchte den Stellenwert einzelner Symptome, klinischer Untersuchungsbefunde und Laborwerte, welche für das Vorliegen einer „Arteritis temporalis“ sprechen und die Durchführung weiterer Tests (MRI, Biopsie) rechtfertigen.

Wie erwartet ist die Likelihood Ratio für diese Faktoren – zumindest wenn isoliert betrachtet (eine Kombination von mehreren Zeichen wurde nicht untersucht) – bescheiden. Am besten schneidet die Kieferclaudicatio ab (LR 4.90). Die noch höher gewichtete Beinclaudicatio kann ich persönlich nicht einordnen – es handelt sich möglicherweise um einen confounder.

Lesenswert scheint mir aber vor allem das begleitende Editorial: es zeigt anhand des unscharfen Begriffes der „klinischen Diagnose“ und anderer Plattitüden unsere Kreisschlüsse auf, wenn Goldstandards zur Diagnosestellung fehlen und weitere Untersuchungsmodalitäten – wie immer (!) – anhand von Vortestwahrscheinlichkeiten angeordnet werden,  aber unklar bleibt, wie diese Vortestwahrscheinlichkeiten anhand von Anamnese, Klinik, Labor formuliert werden können…

Verfasst von:
Lars C. Huber

Lars C. Huber ist Internist und Pneumologe. Als Kaderarzt war er im Spital Lachen und im UniversitätsSpital Zürich tätig. Heute leitet Lars C. Huber das Departement Innere Medizin im Stadtspital Waid & Triemli und ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Standort Triemli in Zürich.

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