Jeder diagnostische Prozess startet mit der Einschätzung der Vortestwahrscheinlichkeit. Nur: darin sind wir offenbar zu wenig geübt.
In dieser Studie, eine Umfrage durchgeführt unter mehreren hundert Grundversorgern in den USA, wurde die Probabilität für das Vorliegen häufiger Krankheiten (insbesondere Pneumonie und HWI) zwei bis zehnfach überschätzt.

Dieser Bias wiederum führt potentiell zu einem übermässigen Einsatz von weiterführenden Untersuchungen und medikamentösen Therapien. In Zeiten von medical overuse und smarter medicine ist diese Studie ein wichtiger reminder zum probabilistischen Denken im klinischen Alltag.
Dazu gehört neben der Kenntnis von Sensitivität und Spezifität für diagnostische Tests eben auch das Wissen um die Krankheitsprävalenz und die Prädiktionswerte von anamnestischen Elementen und Befunden aus der klinischen Untersuchung.