Q6: AKIN

Sie treffen auf der Visite einen 82 jährigen Patienten an, der am Vortag via Notfall eingetreten ist. Arbeitshypothese: akute prärenale Niereninsuffizienz mit einem Kreatinin von 350 umol/liter und unauffälliger Sonographie der Nieren und ableitenden Harnwege. Eine Infusionstherapie wurde verordnet und die diuretische Therapie gestoppt.

Aus der persönlichen Anamnese ist eine Hypertonie bekannt, welche mit Lisinopril und Torasem behandelt wird. Und zu erfahren ist, dass die Nierenretentionswerte vor einigen Monaten normwertig waren.

Das jetzige Leiden sei Müdigkeit, Appetitverlust und Verwirrtheit seit 2 Tagen, weswegen die Tochter den Patienten auf die Notfallstation brachte. Zudem wird  von einem respiratorischen Infekt mit subfebrilen Temperaturen vor ca. 1 Woche berichtet, von dem sich der Patient zwischenzeitlich aber komplett erholt habe.

Auf der Visite hat der Patient einen BD von 150/80mmHg, Puls 80/min, afebril, AF 20/min. Die Pflege berichtet über Verwirrtheit vor allem nachts und wenig Appetit.  Während der Visite werden die neuesten Laborwerte gesichtet: Das Kreatinin ist auf nun 400 umol/l trotz grosszügiger Infusionstherapie und stopp der Diuretika angestiegen. Weiterhin keine Entzündungszeichen und ein normales Blutbild. Im Urin zeigt sich ein 1+ Protein im Stix und im Sediment keine Erythrocyten, 1-3 Leukocyten (Norm 0 – 2) und wenig granulierte und hyaline Zylinder, keine Bakterien.

Nun, wie weiter? Ist das Sediment als pathologisch zu werten? Soll an der Hypothese der prärenalen Niereninsuffizienz festgehalten werden? Oder sollte nun an andere Differentialdiagnosen gedacht werden? Wenn ja an welche? Sie diskutieren mit Ihrer Oberärztin. Im Anschluss erheben sie nochmals eine genaue Medikamentenanamnese und sistieren auch den ACE-Hemmer – Warum?

Verfasst von:
Elisabeth Weber

Elisabeth Weber ist seit dem Studium der Medizin als Spitalinternistin tätig. Als Kaderärztin war sie am UniversitätsSpital Zürich, Spital Männedorf und am Stadtspital Waid und Triemli tätig. Seit Mai 2020 ist sie Chefärztin der Klinik Innere Medizin Standort Waid.

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Elisabeth Weber & Lars C. Huber