Subklinisch: nomen est omen

Die subklinische Hypothyreose präsentiert sich subklinisch.

Dies zeigt dieser kürzlich publizierte Vergleich zwischen Patient*Innen mit manifester bzw. latenter Hypothyreose und euthyroiden Kontrollen eindrücklich. Die Symptome von Patienten mit subklinischer Hypothyreose unterschieden sich dabei nicht von Patient*Innen ohne Schilddrüsenfunktionsstörung. Relevante Beschwerden bei diesen Patient*Innen – Müdigkeit, Dyspnoe, Stimmungsschwankungen etc. – können demnach nicht durch eine thyroidale Unterfunktion erklärt werden. Und entsprechend wenig erfolgversprechend ist ein Therapieversuch, selbst bei Patient*Innen mit hoher Symptomlast.

https://www.amjmed.com/article/S0002-9343(21)00222-9/fulltext

Umso erstaunlicher sind die Resultate einer kürzlichen Analyse aus den USA. Levothyroxin gehört nämlich zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten überhaupt. Allerdings kommt Levothyroxin überwiegend bei subklinischer Hypothyreose zum Einsatz, in bis zu 30% sogar bei Patient*Innen mit normaler (!) Schilddrüsenfunktion.

Erstaunlich: Trotz zunehmender Evidenz für eine fehlende rationale Grundlage hat sich diese Verschreibungspraxis in den letzten zehn Jahren nicht wesentlich verändert.  

Literatur

  1. Evered DC et al. Grades of Hypothyroidism. BMJ, 1973;1:657-62
  2. Carlé A et al. Does Subclinical Hypothyroidism Add Any Symptoms? Evidence from a Danish Population-Based Study. Am J Med, 2021;134:1115-26
  3. Brito JP et al. Levothyroxine Use in the United States, 2008-2018. JAMA Intern Med; June 21, 2021. doi:10.1001/jamainternmed.2021.2686
Verfasst von:
Lars C. Huber

Lars C. Huber ist Internist und Pneumologe. Als Kaderarzt war er im Spital Lachen und im UniversitätsSpital Zürich tätig. Heute leitet Lars C. Huber das Departement Innere Medizin im Stadtspital Waid & Triemli und ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Standort Triemli in Zürich.

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Elisabeth Weber & Lars C. Huber