Zielwerte und Risikoreduktion

Vignette

Eine ansonsten rüstige 78-jährige Patientin, die sich mit chronischer, unspezifischer Schwindelsymptomatik vorstellt. In der zerebralen Bildgebung finden sich Zeichen einer vaskulären Leukenzepholpathie und ein älterer zerebrovaskulärer Insult, aber keine Hinweise auf ein neues ischämisches Ereignis oder andere Pathologien.

Der Blutdruck (aktuell systolisch 135mmHg) ist gut kontrolliert, ein Diabetes medikamentös ebenfalls gut eingestellt (HbA1c 6.9%). Eine plättchenhemmende Therapie mit ASS cardio und ein Statin sind im Sinne der Sekundärprophylaxe etabliert. Das LDL liegt bei bei 2.0mmol/L. 

Problemstellung

Die Guidelines empfehlen einen Zielwert von <1.4mmol/L. Soll in dieser Situation die lipidsenkende Therapie mit Ezetimib ausgebaut werden?

Hilfreich ist hier der Risikorechner („smart“) der ESC, welcher sowohl online als auch als app erhältlich ist. Werden die entsprechenden Charakteristika der Patientin eingegeben – es braucht dazu allerdings ein paar Klicks – ergibt sich für dieses Fallbeispiel folgendes Bild:

screenshot from „ESC CVD Risk Calculation“ app
provided by the European Society of Cardiology

Konklusion

  • Das 10-Jahresrisiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis bei dieser Patientin ist hoch – es liegt bei 42%
  • Eine Therapieeskalation wie vorgeschlagen reduziert das absolute Risiko aber lediglich um 2%
  • Zur Verhinderung eines (1!) kardiovaskulären Ereignisses müssen damit 43 Patienten über 10 Jahre behandelt werden.
  • Eine Therapieeskalation ist vor diesem Hintergrund wenig sinnvoll
Verfasst von:
Lars C. Huber

Lars C. Huber ist Internist und Pneumologe. Als Kaderarzt war er im Spital Lachen und im UniversitätsSpital Zürich tätig. Heute leitet Lars C. Huber das Departement Innere Medizin im Stadtspital Waid & Triemli und ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Standort Triemli in Zürich.

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Elisabeth Weber & Lars C. Huber